Rezension – Inside Chef’s Fridges – Europe
Seit Wochen liegt dieses wunderbare Buch auf meinem Nachttisch. Eine kurze Story als Bettlektüre vor dem Schlafengehen, ein schneller Blick in fremde Kühlschränke. Inside Chefs‘ Fridges: 40 europäische Spitzenköche öffnen ihre privaten Kühlschränke. Als ich diesen Titel in der Buchhandlung meines Vertrauens gefunden habe war ich hin und weg – das Buch von Carrie Solomon und Adrian Moore nimmt euch mit dorthin, wo nur wenige hinkommen – in das private Reich von 40 europäischen Spitzenköchen, die zusammen 60 Michelin Sterne haben.
Zu den harten Fakten:
Gebundene Ausgabe: 328 Seiten
Verlag: TASCHEN (25. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 383655352X
ISBN-13: 978-3836553520
Bevor ich euch über das Buch erzähle – was dürft ihr erwarten?
Inside Chef’s fridges ist ein Mix aus privaten Geschichten, kleinen Annekdoten, lustigen Erzählungen darüber wie die einzelnen Köche in die Küche gekommen sind und ganz unterschiedlichen Rezepten. Richtig – es gibt auch Rezepte in diesem Buch! Jeder der Köche hat zwei Rezepte beigesteuert und die sind ganz unterschiedlich. Süß oder herzhaft, schnell oder aufwendig, mit Zutaten die die meisten von uns im Kühlschrank haben oder ausgefallenen Spezialitäten, es ist alles dabei. Und so unterschiedlich wie die Köche sind ist auch ihre Art Rezepte zu schreiben. Gibt der Eine bei den Zutaten jede Leckerei bis auf’s Gramm an, so schreibt der Nächste vielleicht nur 1 Schweinshaxe. Trotzdem war kein Rezept dabei das nicht verständlich geschrieben ist. Das Buch ist auf jeden Fall ein Highlight für alle Fans von guten Geschichten und kreativen Rezepten – es ist eben nicht nur ein Kochbuch, es ist auch ein Blick in fremde Küchen!
Den Anfang mach Daniel Achilles aus dem Restaurant Reinstoff in Berlin. Er ist auch Zuhause für die Küche zuständig und kocht dort für seine Frau, die Vegetraierin ist und seinen Sohn, der eigentlich nur Würstchen und Mini-Bananen mag. Sein Zanussi Kühlschrank ist voll mit frischem Obst und Gemüse vom Bio-Markt, Frischkäse und Räucherlachs, hausgemachten Klößen und einer uralten Flasche Sojasauce. Aber uach Hot Dog Würstchen und und ein Bierchen kann man entdecken. Als Rezepte gibt es Quarkkeulchen mit Gewürzpflaumen und Sauerrahmeis und Meerrettichklösse mit Schweinefleisch und Gemüse.
In Lissabon gewährt José Avillez aus dem Belcanto Einblick in seinen Bosch Kühlschrank. Er lacht darüber, dass viele Leute denken die portugiesische Küche würde nur aus Stockfisch bestehen – dabei haben die Portugiesen Einflüsse aus vielen Regionen auf der ganzen Welt in ihrer Küche vereint, von Mosambik nach Kapverden, Macau, oder Brasilien. Bei José findet man neben Rotbarsch und Schafskäse auch Kirschen vom Nachbarn oder Mandarinen vom Hof der Familie seiner Frau. Aber auch Reste einer Zucchinisuppe mit Süßkartoffeln und ein Joghurtdrink für Kids fallen einem ins Auge. Als Rezepte gibt es hier ein Enten-Escabeche mit Apfelpüree und Garnelen mit Knoblauch, Zitrone und Koriander die ich beim nächsten Tapas Abend unbedingt mal ausprobieren werde.
Akrame Benallal aus dem Restaurant Akrame in Paris kocht privat ganz anders als in seinem Restaurant. Sein Kühlschrank könnte in vielen Küchen stehen – neben selbstgemachten Marmeladen von befreundeten Köchen finden sich saure Heringe von IKEA, ein Päckchen Blinis, Schokomilch, Bio-Suppe aus dem Supermarkt, aber auch Salzzitronen frisches Obst und Gemüse , Säfte und Oliven. Viel spannender finde ich da sein Tiefkühlfach mit Kichererbsen, nordafrikanischem Brot, Lamm und Kräutern die für die algerischen Gerichte gedacht sind die er oder seine Frau zubereiten. Seine Rezepte – ein Zwei-Millimeter Omlette mit Oliven und eine Tomatensuppe mit Litschis.
Massimo Bottura hat bereits in der Netflix Serie „Chef’s Table“ viel über sich, seine Gschichte und sein Restaurant berichtet. Eine Serie die ich übrigens jedem Küchenbegeisterten ans Herz legen kann. Seine Osteria Francescana findet man in Modena – dort gibt es traditionelle Gerichte die er kulinarisch immer weiter fortentwickelt. Der Blick in die Zukunft, mit einem Auge auf der Vergangenheit. Mit Lammkoteletts vom Bauernhof seines Souschefs, Parmesan und 30 Monate gereiftem Parmaschinken, frischem Obst und Gemüse, sowie selbstgekochten Marmeladen und ein paar anderen Gläschen und Fläschlein ist sein Kühlschrank sicherlich nicht der vollste, aber definitiv auch nicht langweilig. Von Massimo gibt es die Rezepte für ein ganz schlichtes Risotto mit Parmigiano Reggiano und hausgemachte Knochenmark-Pasta.
Ich könnte euch jetzt noch über Mikael Jonsson aus London, Magnus Nilsson aus Jörpen in Schweden, Fatéma Hal aus Paris, Annie Féolde aus Florenz, Marco Pierre White aus London oder so viele andere spannende Köche berichten, aber ich denke ein bisschen wollte ihr sicher selbst herausfinden. Vielleicht zwischen Weihnachten und Neujahr… mit dem Buch, einem Tee oder Glas Wein und ein paar leckeren Häppchen auf der Couch? Ein paar Geschichten sind auch bei mir noch offen und ich freue mich schon jetzt darauf.
Und mal sehen, im nächsten Jahr stehen dann vielleicht auch bei euch Leckereien wie Krabben-Ei Taccos mit Frankfurter-Grüner Soße, Pikante Linguini mit Zitrone, ein Croque Monsieur, Soba Nudeln mit Tempura Garnelen, Seehecht mit rotem Curry, Gebratener Grünkohl mit Pflaumen, Rotalgen und brauner Butter, ein Lammtopf mit Spaghetti oder Sahnezucchini mit Pesto auf dem Tisch.
Ein wirklich tolles (Koch-) Buch mit großartigen Rezepten und wunderbaren Kurzgeschichten.
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